Ein gewachsenes Gewerbegebiet klimaneutral aufzustellen – das kann nur gelingen, wenn die ansässigen Betriebe, der Versorger und die Verwaltung an einem Strang ziehen. Damit dies für das Kempener Gewerbegebiet „Industriering Ost / Am Selder“ gelingt, haben nun die Stadt, die Stadtwerke, der Unternehmerkreis Kempen sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Dieser Vereinbarung vorangegangen war eine gemeinsam von Stadt und IHK initiierte Machbarkeitsstudie. Sie sollte aufzeigen, wie sich für das bestehende Gewerbegebiet mit gewachsenen Strukturen ein möglichst effizienter und abgestimmter Transformationspfad aufstellen lässt, um die Energieversorgung des Gebiets zukünftig klimaneutral zu gestalten. 

„Klimaneutralität zu erreichen, ist für ein Industrieland wie Deutschland eine große Herausforderung“, erläuterte Janika Woltering-van Haag, Vizepräsidentin der IHK Mittlerer Niederrhein und mit ihrem Unternehmen Hefe van Haag im Kempener Gewerbegebiet ansässig. „Die Wirtschaft hat sich bereits auf den Weg gemacht und setzt viele Maßnahmen um, aber irgendwann stößt man an Grenzen, da entscheidende Faktoren außerhalb des Verantwortungsbereichs der Betriebe liegen.“

Die vom Beratungs- und Planungsunternehmen agiplan public erstellte Machbarkeitsstudie wurde nun den im Gewerbegebiet beheimateten Unternehmen vorgestellt. In der Studie wurden der Energieverbrauch des Gebietes analysiert sowie Maßnahmen erarbeitet, wie die fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien substituiert werden können. Ein wichtiger Baustein für einen gemeinsamen und abgestimmten Weg zur Klimaneutralität besteht laut Nomo Braun, Geschäftsführer von agiplan, darin, dass es einen „Kümmerer“ gibt, der das Thema vorantreibt und bei dem die Fäden zusammenlaufen. Diese Aufgabe soll nun ein Lenkungskreis bestehend aus Stakeholdern aus der Verwaltung, der Wirtschaft, der Energieversorgung sowie der Infrastruktur übernehmen. „Der Lenkungskreis wird Impulse geben, um Klimaschutzmaßnahmen gezielt auf den Weg zu bringen, und für eine gute Einbindung der Kempener Wirtschaft sorgen“, sagte Bürgermeister Christoph Dellmans.

Tobias Birkmann, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Kempen, hatte an der Erarbeitung der Studie insbesondere durch die Bereitstellung von Daten mitgewirkt und bewertet das weitere Vorgehen positiv: „Die Transformation unserer Energieversorgung geht einher mit einer Veränderung unserer Rolle als Stadtwerke. Wir entwickeln uns vom Versorger zum Umsorger. Hierbei ist eine enge Abstimmung mit den Unternehmen vor Ort, unseren Netzkunden, enorm wichtig.“ 

Mit dem Unternehmerkreis ist auch ein in Kempen gut vernetzter Verein dem Lenkungskreis beigetreten. Der Vorsitzende Peter Nieskens verspricht sich hiervon auch mehr Transparenz für die Unternehmen: „Durch den Lenkungskreis besteht für uns Unternehmerinnen und Unternehmer die Möglichkeit, dass Thema Klimaschutz proaktiver zu begleiten und unsere Anliegen oder auch Kritikpunkte einzubringen.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz machte zum Abschluss deutlich, dass von der Kempener Initiative die ganze Region profitieren könnte: „Im Bezirk der IHK Mittlerer Niederrhein gibt es mehr als 200 Gewerbegebiete, für die das Vorgehen hier in Kempen eine Blaupause darstellen kann. Die Erfahrungen, die wir im Zuge des Projekts machen, werden wir sammeln, analysieren und einen allgemeingültigen Leitfaden erstellen, der auch in anderen Gewerbegebieten anwendbar ist“.

Unternehmen, die sich für die Aktivitäten des Lenkungskreises interessieren und sich einbringen möchten, können sich unverbindlich für den Lenkungskreis-Verteiler anmelden: https://veranstaltung.mittlerer-niederrhein.ihk.de/lenkungskreis