Oboe all‘Italiana – Wettstreit der Brüder

Werke von Giovanni Battista Sammartini, Giuseppe Baldassare Sammartini, Vivaldi & Albinoni

Die Brüder Giovanni Battista und Giuseppe Baldassare Sammartini waren wahre Grenzgänger. Zum einen, was ihre Herkunft angeht: Sie stammten aus einer französischen Emigrantenfamilie, die sich in Mailand in der norditalienischen Lombardei niederließ. Schon der Vater war Oboist, und seine beiden Söhne folgten seinem Beispiel, was an sich im Violine-beherrschten Italien schon ungewöhnlich war. Aber auch musikalisch brachen die beiden Brüder auf zu neuen Ufern. Ihre Musik ist noch angelehnt an barocke Modelle, atmet aber schon die Kantabilität des anbrechenden „style galant“ und die emotionale Tiefe des „Sturm und Drang“. Während der ältere der Brüder, Giuseppe, um 1728 nach London ging, blieb der jüngere, Giovanni, zeitlebens in Mailand, wo er eine junge Generation von Komponisten prägte: Zu seinen Schülern zählten so unterschiedliche Komponistenpersönlichkeiten wie Christoph Willibald Gluck, Christian Cannabich und Josef Mysliveček. Mit Johann Christian Bach und Luigi Boccherini stand er in Kontakt, und den jungen Mozart hörte er noch bei seinem Auftritt in Mailand 1770. In die Rolle der Brüder Sammartini schlüpft in diesem Konzert die Oboistin Clara Blessing, eine der führenden Alte-Musik-Spezialistinnen für ihr Instrument. Für sie ein echtes „Heimspiel“ – ist sie doch die Tochter von Organistin Ute Gremmel-Geuchen, die die Kempener Orgelkonzerte veranstaltet.