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Arbeiten an der Kastenbockwindbühle Tönisberg

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Die Kastenbockwindmühle in Tönisberg stammt ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert. In dieser Zeit waren schon diverse Reparatur- und Sanierungsarbeiten notwendig. Gerade im 19. Jahrhundert stand dabei jedoch eher die Funktionalität im Vordergrund. Nachdem sie 1925 unter Denkmalschutz gestellt wurde, ging es dann jedoch darum, sie möglichst originalgetreu zu erhalten. Großes Sorgenkind ist aktuell der Holzbock der Windmühle. Dieser ist nach einer Standzeit von rund 50 Jahren inzwischen in die Jahre gekommen und bedarf dringend einer Erneuerung. Diese Arbeiten sollen im kommenden Jahr starten, um den inzwischen schadhaften Holzbock und den Mühlenkasten zu entlasten, werden nun im ersten Schritt die Windmühleflügel demontiert.

Seit der Unterdenkmalstellung der Kastenbockwindmühle wird diese immer wieder begutachtet und es wurden zwischenzeitlich kleinere und größere Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. 1997 wurde eine Schieflage von ca. zehn bis 15 Zentimetern festgestellt. Das lieg daran, dass sich nicht nur die Flügel, sondern auch weitere Bauteile der Mühlentechnik auf einer Seite befinden, was zu einer ungleichen Belastung führt. Durch eine Sicherungsmaßnahme konnte zumindest vorläufig verhindert werden, dass sich diese Neigung weiter verstärkt. Da jedoch der Bock der Mühle nicht mehr voll tragfähig ist, wurde eine zusätzliche Abstützung unter dem Mühlenkasten montiert. Durch die aktuelle Ausrichtung des Mühlenkastens ist die Kastenseite stark dem Wind ausgesetzt ist, wodurch zusätzliche Last auf den Mühlenkasten einwirkt. Künftig soll der Kasten so gedreht werden, dass dieser nur noch mit einer Ecke im Wind steht. Die nun stattfindende Demontage der Windmühlenflügel soll bis zum Abschluss der Sanierung zusätzlich die Last vom Mühlekasten nehmen. In einem weiteren Bauabschnitt wird die Außentreppe mit dem Stert (langer Hebelarm zum Drehen der Windmühle in den Wind) und das Eingangspodest erneuert.

Geplante Sanierungsmaßnahmen an der Kastenbockwindmühle:

Es ist notwendig, dass der schadhafte Holzbock durch einen neuen Bock, bestehend aus Kreuzschwellen und Kreuzstreben, ersetzt wird. Nach einer Standzeit von fast 50 Jahren ist deutlich zu erkennen, dass der Zahn der Zeit an der Konstruktion des Holzbocks genagt hat. Die Verwendung von Holz und die Ausführung von Holzverbindungen in direkter Bewitterung führten zur Schwächung des Bocks. Künftig soll der Bock durch Abdeckungen, sogenannte Opferbretter, vor dem Witterungseinfluss geschützt werden. Darüber hinaus wurde auch eine Verschiebung im Bock festgestellt, die auf die Schiefstellung der Mühle zurückzuführen ist. Zur Sicherung wurden die Kreuzstreben und die Verbindungspunkte der Standfinken zu den Kreuzschwellen zwischenzeitlich mit Eisenbändern stabilisiert, um der Verschiebung entgegen zu wirken. Nicht zuletzt weist der Hammerbalken auch erhebliche Schäden durch Holzschädlinge auf und ist stellenweise in seiner Tragfähigkeit gefährdet.  Um diesen Prozess zu beobachten, wurden in regelmäßigen Abständen Untersuchungen mit dem Resistographen durchgeführt. Das Ergebnis wurde in Form einer Kurve ausgegeben, an der erkennbar war, bei welcher Bohrtiefe das Holz welche Dichte aufweist. Daraus ließen sich Aussagen über eine geschädigte Holzstruktur treffen und Hohlräume feststellen, die die Erneuerung des Hammerbalkens notwendig machen.

Zur Geschichte der Kastenbockwindmühle:

Die Bockwindmühle in Tönisberg im nordöstlichen Stadtteil Kempens ist eines der bedeutungsvollsten Denkmäler der Stadt Kempen. Auf einer Anhöhe zwischen Kempen und Neukirchen-Vluyn stellt die Kastenbockwindmühle als eine der letzten vier Kastenwindmühlen am Niederrhein eine besondere Landmarke dieser Gegend dar.

Typisch für Bockwindmühlen ist die Möglichkeit, diese mittels eines langen Hebelarms, einem Stert, in den Wind zu drehen. Der Hausbaum, das „Lot der Mühle“ wird gehalten durch den Bock. Oben auf dem Hausbaum ist ein Querbalken mit einem Querschnitt von ca. 65 x 65 cm gezapft. Er bildet den Drehpunkt der Mühle und trägt das Gehäuse. Mit ihren zwei Mahlgängen stellt die Mühle in Tönisberg eine Besonderheit dar.

Die Bockwindmühle stammt ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert. Seit August 1802 wurde die Mühle durch den ersten Müller und Pächter Anton Schouten betrieben bis sie von 1831 bis 1832 umfangreich saniert wurde. Nachdem die Kastenbockwindmühle ursprünglich durch eine Mühlengesellschaft betrieben wurde, übernahm 1839 die örtliche Zivilgemeinde mittels einer Übertragung die Eigentumsrechte. Im Jahr 1843 wurde zuerst ein neuer Hausbaum errichtet und von 1879 bis 1880 erfolgten erneute Reparaturarbeiten. Obwohl man erst 1910 den Bock durch eine Stahlkonstruktion ersetzt hatte, wurde nur drei Jahre später der Mühlenbetrieb unter dem letzten Pächter Carl Rögels eingestellt. Der Stahlbock prägte über sechs Jahrzehnte das Erscheinungsbild der Tönisberger Mühle.

Während des Ersten Weltkrieges führte der für Notzeiten typische „Holzklau“ zu massiven Schäden an der Mühle. Der seinerzeit gegründete Verkehrsverein versuchte diese mithilfe von Spenden zu beheben. Aufgrund des schon damals bedeutenden historischen Wertes genießt die Kastenbockwindmühle in Tönisberg seit 1925 Denkmalschutz.

Während des Zweiten Weltkrieges diente die Mühle als Beobachtungsposten der Flugabwehr, wobei eine Flak-Batterie mit Ausguck in das Mühlendach eingebaut wurde. Durch einen amerikanischen Granattreffer wurde die Mühle beim Einmarsch der Alliierten am 2. März 1945 gravierend beschädigt. Zusätzlicher Holzdiebstahl während der Nachkriegszeit erforderte eine erneute Instandsetzung, die 1949 vollendet wurde. Diese wurde maßgeblich durch Sachspenden in Form von Holz, Teerpappe, Eisen o.ä. finanziert, die verschiedene Beteiligte (Land, Kreis, Vereine, Bürger) der Region gemeinsam aufbrachten.

1968 wurde die Tönisberger Mühle komplett demontiert und fünf Jahre später wieder neu aufgebaut. Dies geschah unter der Leitung des letzten Mühlenbauers vom Niederrhein, Johannes Vossdellen aus Lobberich-Sassenfeld. Der Aufbau der Mühle 1973 erfolgt unter Wiederverwendung möglichst vieler bereits vorhandener Bauteile wie dem Steinbalken (Hammer), dem Hausbaum und der Flügelwelle. Es wurde auf die Drehbarkeit des Korpus verzichtet und der Bock statt in Stahl wieder in Holz ausgeführt. Bei dem Wiederaufbau 1973 wurden Details teilweise nicht entsprechend der Ausführungspläne umgesetzt und fachlich nicht optimal ausgeführt.

Im Zuge der Neugründung des Heimatvereins Tönisberg e.V. am 1. Juni 1998 wurde das Wahrzeichen erstmals für interessiert Besucher geöffnet und über Technik sowie Historie der Mühle informiert. Seitdem findet traditionell am Pfingstmontag der „Tag der offenen Mühle“ statt (vgl. www.heimatverein.de und Informationstafel an der Mühle).

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