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Bewerbung als Leader-Region ist eingereicht | „Kreise verbinden – Menschen bewegen“

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Die sechs Kommunen Grefrath, Kempen, Wachtendonk, Issum, Kerken und Rheurdt möchten LEADER-Region werden und haben sich für die Förderperiode 2023 bis 2027 beworben.

Die Bewerbung wurde zum 4. März 2022 eingereicht, nun heißt es Daumen drücken. „Wir erhoffen uns durch die Teilnahme an dem Förderprogramm wichtige Impulse gerade für die ländlichen Regionen“, erklärt Bürgermeister Christoph Dellmans. „Zudem soll die Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den Kommunen und Kreise verbessert werden. Denn gerade die Bereichen Mobilität und Tourismus sollten an den Kreisgrenzen nicht Halt machen.“

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Das LEADER-Programm ist ein Förderinstrument der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen, das auf die Entwicklung des ländlichen Raumes abzielt. Der Begriff LEADER steht für „Liaison entre actions de développement de l´economie rurale“, also Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Die LEADER-Regionen erhalten Fördergelder aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), des Bundes und der Länder.

Für die Bewerbung war die Erarbeitung einer individuellen Regionalen Entwicklungsstrategie (RES) notwendig, die nach dem Bottum-Up-Prinzip – also unter Beteiligung der Bürgerschaft und lokaler Akteure – mit Begleitung durch das Beratungsunternehmen CIMA Beratung + Management GmbH aus Köln erarbeitet wurde. Die Grundlage für die RES lieferten die Ergebnisse aus einer Online-Umfrage (Dezember 2021 bis Januar 2022) und aus verschiedenen Terminen und Veranstaltungen, wie dem öffentlichen (digitalen) Regionalforum am 12. Januar 2022, themenbezogenen Gesprächsrunden mit Akteuren und Fachexpert*innen aus der Region sowie Abstimmungen in der Steuerungsgruppe, die sich aus den Vertreter*innen der sechs Kommunen zusammensetzt.

Gemeinsam wurde festgehalten, dass die niederrheinische Region vielfältige Stärken aufweisen kann. Dazu gehören die naturräumlichen Besonderheiten, liebenswerte Orte, umfassende Bildungsangebote und ausgeprägte Vereins- und Freizeitangebote ebenso wie die Nähe zu den (Groß-)Städten im Ballungsraum Rhein-Ruhr und zu den Niederlanden. Handlungsbedarf wurde vor allem in Bezug auf regionale Verbindungen gesehen, z. B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch eine über die Kreisgrenzen Kleve und Viersen hinausgehe Zusammenarbeit soll im Fokus des Projektes stehen, um Angebote zu vernetzen und für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen. Dabei soll ein besonderes Augenmerk auf die jungen Menschen in der Region gelegt werden. Im Rahmen dieser Überlegungen entstand das Leitbild „Kreise verbinden – Menschen bewegen“, das als übergeordnete Zielsetzung für den LEADER-Prozess formuliert wurde.

Das ca. 90 Seiten umfassende Dokument dient als Handlungsleitfaden für die Arbeit in der potenziellen LEADER-Region; es wurde nun zum Stichtag 04. März 2022 bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht. Voraussichtlich im Mai 2022 werden die Ergebnisse des Auswahlverfahrens um die Fördergelder – hier haben sich eine Reihe von Regionen beworben – bekannt gegeben. Bis zum August kann die Bezirksregierung ggf. erforderliche Nachforderungen von den verschiedenen Regionen einholen, denn die RES ist an bestimmte inhaltliche und förderspezifische Vorgaben gekoppelt. Dann entscheidet sich, ob die Kommunen Grefrath, Kempen, Wachtendonk, Issum, Kerken und Rheurdt als LEADER-Region Mittlerer Niederrhein ihre Arbeit aufnehmen können.

Weiterführende Informationen zur Regionalen Entwicklungsstrategie für die LEADER-Region

Zusammenfassung RES Mittlerer Niederrhein: Kreise verbinden – Menschen bewegen

Die Kommunen Grefrath, Kempen, Wachtendonk, Issum, Kerken und Rheurdt profitieren von ihrer Lage am linken Niederrhein mit seinen naturräumlichen und kulturellen Vorzügen: Einer ländlich geprägten, vielfältigen und artenreichen Landschaft, durchsetzt mit einer Reihe von liebenswerten Orten und kleineren Städten, in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Niederlanden. Die sechs Kommunen weisen dabei identitätsstiftende Strukturen auf, wie historische Ortskerne, naturräumliche und städtebauliche Besonderheiten, zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und eine ausgeprägte, lebendige Vereinslandschaft. Auch die Nähe zum Rhein-Ruhr-Gebiet macht die Region für viele Berufspendler*innen als Wohnstandort attraktiv.

Gleichzeitig werden die Kommunen in ihren organisatorischen Strukturen durch ihre Zugehörigkeit zu den beiden Kreisen Viersen und Kleve geprägt; trotz direkter Nachbarschaft schränkt diese eine übergreifende Zusammenarbeit teilweise ein. So wirken auch die sog. „Zeitungsgrenzen“ manchmal hinderlich, wenn es um lokale Informationen über bestimmte Angebote und Aktivitäten im Nachbarort geht. Darüber hinaus gibt es Handlungsbedarf in Bezug auf bestehende Verbindungen, u. a. Rad-/ Wanderwegenetze und den öffentlichen Personennahverkehr betreffend.

Aufgrund übergeordneter Prozesse und Entwicklungen, z. B. in Bezug auf den Klimawandel, die Digitalisierung, eine zukunftsgerechte Ausrichtung der Wirtschaft sowie sich ändernde Formen des sozialen Miteinanders, sind Regionen zunehmend darauf gerichtet, sich diesen Herausforderungen zu stellen und die Resilienz auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene zu stärken. Auch auf der Ebene ländlicher Räume können lokale Akteure diesbezüglich viel bewirken - umso mehr, wenn es eine breite und zielführende Zusammenarbeit gibt. Hier knüpft die RES für die Bewerberregion Mittlerer Niederrhein an, denn sie ist auf eine stärkere kommunen- und kreisübergreifende Vernetzung ausgerichtet. Sie zielt darauf, bestehende Angebote besser auszuschöpfen und für die jeweiligen Zielgruppen zugänglicher zu machen. Vorhandene Verbindungen sollen ausgebaut werden, um auf den verschiedensten Ebenen voneinander profitieren zu können.

Grundlage der RES waren die Beteiligungsformate – ein öffentliches Regionalforum, eine Online-Umfrage, verschiedene Gesprächsrunden mit Fachexperten und ehrenamtlich Aktiven sowie ein Austausch in der Runde der kommunalen Vertreter lieferten viel Input, der im Sinne des Bottum-Up-Ansatzes unmittelbar in die RES geflossen ist.

Gemeinsam wurde festgelegt, die Aktivitäten im Rahmen des LEADER-Prozesses vorrangig auf die vier Handlungsfelder Mobilität und Verbindungen, Tourismus, Freizeit und Kultur, Lebenswerter Niederrhein sowie Regionalität und Nachhaltigkeit auszurichten. Als Querschnittsthemen wurden „Kommunikation und Kooperation“, „Wirtschaft“ und „Digitalisierung“ vereinbart.

Ein besonderer Fokus soll auf die Verbesserung der Mobilität und den Ausbau regions-spezifischer Verbindungen gelegt werden. Unter dem Leitbild Kreise verbinden – Menschen bewegen möchte sich die LEADER-Region insbesondere darum kümmern, Kreisgrenzen zu überwinden und Transparenzen zu schaffen sowie die Menschen in der Region – von Jung bis Alt – miteinander zu vernetzen, um damit die regionale Identität zu stärken. Dazu wurden verschiedene Handlungsfeldziele vereinbart, die mit Hilfe von SMART-Zielen verfolgt und mit dem Blick auf Output- und Ergebnisindikatoren messbar gemacht werden. So kann bspw. das Ziel, Verbindungen zwischen den Angeboten in der Region auszubauen – insbesondere mit dem ÖPNV und durch eine Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger –, durch kreisübergreifende Netzwerkveranstaltungen verfolgt werden, die auf einen Austausch zwischen allen verkehrsrelevanten Akteuren gerichtet sind. Ein Projektergebnis könnte z. B. der Ausbau von Fahrradabstellplätzen oder Mobil-stationen an Standorten sein, an denen der Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsträgern (z. B. vom Rad auf die Schiene) stattfindet.

Die Organisation in der potenziellen LEADER-Region ist auf verschiedenen Ebenen geplant: Auf der informellen Ebene agieren thematische Arbeitsgruppen, die Steuerungs-gruppe der kommunalen Vertreter*innen, eine Koordinierung auf Ebene der Kreise sowie (potenzielle) Projektträger*innen. Der rechtliche Rahmen zur Umsetzung wird durch die Gründung des Vereins Mittlerer Niederrhein e.V. gebildet, der allen offensteht und über die Mitgliederversammlung als oberstes Organ aktiv ist. Der Vorstand bildet die LAG, ausgewogen besetzt, sodass die Inhalte der RES repräsentiert werden. Sie entscheidet auf Basis eines abgestimmten Kriterienkataloges über Priorisierung und Umsetzung von Projekten. Die LAG wird als ausführendes und begleitendes Organ ein Regionalmanagement einrichten, welches für die Geschäftsführung der LAG, die Organisation und Moderation sowie auch die Jahresplanung zuständig ist. Ziele und Umsetzung sollen in dem Prozess regelmäßig evaluiert werden, um eine Anpassung an Veränderungen oder eine Optimierung von Prozessen und Abläufen vornehmen zu können.

Für die LEADER-Phase 2023 bis 2027 stehen 2,7 Mio. Fördergelder zur Verfügung, die sich auf eine Förderquote von 70 Prozent beziehen und mindestens durch Mittel in Höhe von 350.000 Euro als regionaler öffentlicher Mindestanteil ergänzt werden. Die Gelder sollen zum einen in die Finanzierung des Regionalmanagements und zum anderen in diverse Projekte zur Stärkung der Region und zum Ausbau der Verbindungen fließen. Eine Zusammenarbeit auch zwischen den LEADER-Regionen am Niederrhein wird dazu beitragen, u. a. auch überregionale Projekte anzustoßen.

Mit Hilfe einer breiten Öffentlichkeitsarbeit sowie der Verstetigung und Erweiterung der Beteiligungsformate aus der Bewerbungsphase ist der LEADER-Prozess auch zukünftig auf Transparenz ausgelegt. In einer ersten Phase der LEADER-Umsetzung ist neben dem Mobilitätsworkshop auch ein Jugendworkshop angedacht, mit Hilfe dessen Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen gesammelt und gemeinsame Überlegungen zur Umsetzung angestellt werden können.

Die Grundlagen für den Prozess – u. a. das regionsspezifische Leitbild, Entwicklungsziele und -strategie, der Entwurf für eine Vereinssatzung, eine Geschäftsordnung und eine Bewertungsmatrix zur Priorisierung möglicher Projekte – wurden im Rahmen der RES gelegt. Nun gilt es – nach erwünschter Aufnahme in das LEADER-Programm – die gemeinsam entwickelten Vorstellungen vor Ort auch gemeinsam auf den Weg zu bringen. Die Bewerberregion freut sich darauf, Kreise zu verbinden und Menschen zu bewegen!

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