36 - Gartenhaus
In einer Zeit, als sich das Gesellschaftsleben durchweg im häuslichen Rahmen abspielte, erfand das lebensfrohe Rokoko schmucke und kunstvoll gestaltete Gartenhäuschen, die heute als Baudenkmäler einer früheren Epoche unsere Aufmerksamkeit verdienen. Wohlhabende Bürger bauten sich Lusthäuser wie dieses hier. Nach getaner Gartenarbeit nahm das Erdgeschoss die Geräte auf, und aus dem Fenster im ersten Stock betrachtete die Familie bei Kaffee und Kuchen das geleistete Werk.
Allerdings lässt die geschlossene Bauform dieses Häuschens eher auf einen Geräteschuppen zur Aufbewahrung der Gartengeräte schließen als auf Wohnlichkeit zu frohem Verweilen. Doch es ist ein Baudenkmal aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, als nach Abbruch der baufällig gewordenen Stadtmauer 1773 bis 74 das gewonnene Land zu den sogenannten Grabengärten parzelliert wurde. Mit den Trümmern der Stadtmauer füllte man den inneren Stadtgraben auf; sein Verlauf ist noch an der Vertiefung in der Grünanlage zu erkennen. So entstanden Grundstücke, die der Rat als Obst- und Gemüsegärten an die Bürger versteigerte. Der Erlös floss dem Vermögen des angrenzenden Straßenviertels zu.