Goldschmied und Bürgermeister in Kempen
Von den Kleinschmieden der Stadt Kempen, zu denen auch die später so überaus zahlreich hier arbeitenden Goldschmiede gehörten, ist nur ein Zunftbrief aus dem Jahre 1575 erhalten. Fest steht jedoch, dass sich die Handwerker schon früher zu einer solchen Zunft vereinigt hatten. Das gilt auch für die Groß- oder Grobschmiede, von denen die Abschrift einer Satzung aus dem Jahre 1618 vorliegt.
Nach dem Motto "gemeinsam sind wir stark", beschlossen die Schmiede, sich zusammenzutun. Den genauen Zeitpunkt dafür nennt Dr. Birgitta Falk in einem Aufsatz im Heimatbuch des Kreises Viersen 1994 in dem es heißt: "Am 5. August 1726 erschienen vor Bürgermeister und Rat der Stadt Kempen Vertreter der Grob- und der Kleinschmiede und baten um Bestätigung des Zusammenschlusses der beiden Zunftteile und einer neuen gemeinsamen Satzung. Beides wurde ihnen gewährt." Die neue Satzung der "Haubtschmidts Handwercks-Brieff", ist Teil des im Kempener Stadtarchiv liegenden "Haubt- Annotationsbuches für die Löbliche groß- und kleine Schmidts Zunfft".
Im Jahre 1728, zwei Jahre nach diesem denkwürdigen Zusammenschluss, ist in jenem "Haubt-Annotationsbuch" die Annahme eines Johannes Claessen als Meister verzeichnet. Er taucht auch in den Zunftunterlagen des Propsteiarchivs auf, allerdings erst im Jahre 1736 und unter einer anderen Schreibweise, nämlich als Johannes Claßen. Zumindest einer seiner Nachkommen schlug die gleiche Laufbahn ein, denn 1742 wird erneut ein Meister angenommen, im "Haupt-Annotationsbuch" ebenfalls als Johannes Claessen. Inzwischen gilt als sicher, dass es sich bei diesem um den Sohn Johann Jacob Classen handelt, auch wenn sie noch 1747/8 beide als Johannes Classen bezeichnet wurden, nur unterschieden nach "Maior und Minor".
Den beiden Classen' - Vater und Sohn - wird aufgrund neuerer Forschungen das Meisterzeichen IC zugeschrieben, hinter dem früher noch ein Johann Cremers aus Grefrath vermutet worden war. Und unter diesen Initialen IC sind insbesondere kostbare silberne Löffel erhalten, die sowohl in Kempen als auch im Stadtmuseum Köln zu sehen sind. Aber natürlich fertigten die beiden Classen nicht nur Gebrauchsartikel an. Im Kirchenschatz von St. Cyriakus, Krefeld-Hüls, sind zwei von ihnen gefertigte Schützenschilde aufbewahrt; ein Weihrauchfass wurde 1964 in Aachen ausgestellt. Fest steht, die beiden Goldschmiede betrieben eine große Werkstatt in Kempen und genossen ganz offensichtlich auch öffentliches Ansehen. Vom alten Classen war überliefert, dass er 1750 nicht an der Karfreitags-Prozession teilgenommen habe. Dennoch scheinen beide Handwerker "geachtete Männer" gewesen zu sein, denn die beiden bekleideten für mehrere Jahre in Kempen das Amt des Bürgermeisters.
Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.