Berühmter Kempener Maler - Erneuerer der christlichen Bildkunst
Als ihm anlässlich seines hundertsten Geburtstages im Kramer-Museum mit einer Ausstellung gedacht worden war, wurden viele Kempener erst aufmerksam: auf Heinrich Joseph Maria Dieckmann. Dabei ist er ein Maler vom Niederrhein. Mit seinem Leben und seinem Werk hat sich die junge Kunsthistorikerin Monika Joggerst eingehend beschäftigt.
Am 7. März 1890 kam Heinrich Dieckmann in Kempen zur Welt, als erstes von insgesamt 8 Kindern des Lehrers Stephan Dieckmann und seiner Frau Christine geb. Krings. Seine Schulzeit am Gymnasium Thomaeum beendete der künstlerisch interessierte Junge mit dem "Einjährigen", der "Mittleren Reife". Anschließend ging er zur Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Krefeld, die damals - auch wegen ihres hervorragenden Dozenten Johan Thorn-Prikker - ein Anziehungspunkt für viele junge Künstler, u.a. Helmuth und August Macke oder Heinrich Campendonk war. Dieckmann beschäftigte sich dort mit "Dekorativer Malerei" und Naturstudien. Später wandte er sich der monumentalen religiösen Glasmalerei zu, was nicht nur auf seine streng katholische Erziehung oder einen gewissen Einfluss seines Lehrers Thorn-Prikker, sondern auf die eigene Erkenntnis zurückzuführen ist, dass "es der zeitgenössischen, christlichen Kunst an überzeugendem Niveau fehlt".
Nach dem Weggang des geschätzten Lehrers absolvierte Heinrich Dieckmann am Krefelder Arndt-Gymnasium die Oberstufe, um - mit dem Abitur in der Tasche - das Studium der Kunstgeschichte in München aufnehmen zu können. Hier traf er mit brillanten Hochschullehrern wie Heinrich Wöllflin und zahlreichen Künstlern zusammen. In jener Zeit schwankte der junge Mann, ob er sich nicht besser ganz der Religion zuwenden solle. Im Sommersemester 1914 begann er, in Bonn Theologie zu studieren, um Priester zu werden. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzte diesen Plänen ein Ende. Im Dezember 1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und geriet bald in französische Gefangenschaft, aus der er erst im Januar 1920 entlassen wurde.
Danach lebte er als freier Künstler in Kempen und studierte gleichzeitig an der Universität Köln Kunstgeschichte. Zusammen mit seinem Künstlerkollegen Anton Wendling, einem späteren Professor für Glasmalerei in Aachen, besuchte er die Städte Assisi, Florenz, Siena, Venedig und Rom und erfüllte sich damit seinen Wunsch nach einem längeren Studienaufenthalt in Italien. Diese Zeit brachte ihm auch den ersehnten künstlerischen Durchbruch. Für die Ausstattung der Marienthaler Klosterkirche bei Wesel erhielt Dieckmann einen Auftrag zur Gestaltung der Chorfenster. Das Resultat war beachtlich: Seither wurde er als "Erneuerer der christlichen Bildkunst in der Formensprache des Expressionismus" gefeiert.
1930 war für ihn in jeder Hinsicht ein glückliches Jahr. Dieckmann heiratete die Porzellanmalerin Mia Lünenborg aus Mönchengladbach, die Enkelin eines wohlhabenden Textilfabrikanten. Außerdem trat er eine Stelle als Professor und Direktor der Trierer Handwerker- und Kunstgewerbeschule an. Diese Aufgabe wurde sein Lebenswerk. Die hohe künstlerische und handwerkliche Qualität der aus dieser Anstalt stammenden Arbeiten fand bald internationale Anerkennung. Nach der Machtergreifung sorgten die Nationalsozialisten jedoch dafür, dass der christlich-konservative Professor entlassen werden musste.
Dieckmann zog sich als freischaffender Künstler nach Köln zurück und erhielt dort unzählige Kirchenaufträge; das "Überleben der modernen Kunst im Schutz der Kirche" war damit gesichert. So schuf er in jener Zeit auch sieben Fenster für die Kempener Propsteikirche. Inzwischen hängen darunter drei Gemälde von Dieckmann, die erst 1994 erstanden wurden.
Zwar hatte der Künstler nach Ende des Krieges seine Tätigkeit an der Trierer Schule wieder aufnehmen können. Doch sie erreichte wegen des Mangels an Geld, Lehrkräften sowie der Gegnerschaft der Trierer Handwerker nicht mehr die einstige Bedeutung. Das Ehepaar verbrachte seinen Lebensabend in Mönchengladbach. Dort führte es ein "offenes Haus" und war Mittelpunkt des Künstlerkreises im "Kabuff".
Völlig unerwartet verstarb Heinrich Dieckmann am 11. April 1963 an einem Herzversagen.
Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.