International berühmter Kempener Gold- und Silberschmiede-Künstler
Im Sommer 1994 war dem Goldschmied Franz Xaver Hellner im Kramer-Museum eine eigene Ausstellung gewidmet worden. Der international renommierte Kunsthandwerker war 1844 nach Kempen gekommen. Durch seine Eheschließung mit Theresia Josepha Walburga Godfroyd konnte er die Gold- und Silberschmiedewerkstatt ihres verstorbenen Vaters Carl Benedict Godfroyd übernehmen. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Unternehmen rasch zu einem allseits bekannten und gut florierenden Geschäft.
Hellner kam am St.-Nikolaus-Tag des Jahres 1819 in Wuppertal-Ronsdorf zur Welt und war eines von sechs Kindern einer Zimmermanns-Familie. Als junger Goldschmied zog er nach Rheydt und lernte dort seine spätere Frau kennen. Sie war vom Fach, nicht nur durch ihre Herkunft, sondern auch durch ihren Beruf. Denn sie betrieb zu jener Zeit in Rheydt einen Kleinwarenhandel mit Gold- und Silberwaren, den ihr der Vater - wohl auch um den eigenen Abnehmerkreis auszudehnen - dort eingerichtet hatte.
Am 13. Juni 1844 fand in Rheydt die Hochzeit statt. Franz Xaver Hellner war damals 25, seine Braut bereits 44 Jahre alt. Es liegt nahe zu vermuten, dass es eine "Vernunftehe" war, dennoch: die Lebensgemeinschaft hielt immerhin 30 Jahre. Allerdings blieb sie kinderlos; 1874 starb Theresia in Kempen.
Nach einem Jahr der Trauerzeit heiratete Hellner 1875 erneut. Diesmal wählte er eine dreizehn Jahre jüngere Frau: Elisabeth Menden. Doch auch diese Ehe blieb kinderlos und Hellner wurde nach knapp 12 Jahren erneut Witwer. Trotz seines Alters von 68 Jahren war seine Schaffenskraft ungebrochen. Seine weithin berühmte Werkstatt hatte noch mehrere Jahre "Hochkonjunktur". Nicht nur aus zahlreichen Städten Deutschlands, sondern auch aus Belgien und den Niederlanden gingen Aufträge bei ihm ein. Zeitweilig beschäftigte er 20 Gold- und Silberarbeiter, Graveure, Ziseleure, Emailleure, Punzierer und Gießer.
Hunderte, ja Tausende von kostbaren Kelchen, Monstranzen, Ciborien, Leuchter, Lampen, Weihrauchfässer, Messkännchen, Taufkannen hatten bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts seine Werkstatt verlassen. Anerkannte Künstler fertigten im Lauf vieler Jahre Tausende von Zeichnungen und Modellen für seine Werkstatt an. Seine Leistungen fanden Anerkennung durch zahlreiche Auszeichnungen, nicht nur im Inland, sondern auch auf den Weltausstellungen in Paris, Wien und Chicago. Er galt als einer der größten Meister rheinischer Goldschmiedekunst. Fünf Jahrzehnte führte er seine Werkstatt, sein "Etablissement". Ende des 19. Jahrhunderts zog er schließlich zu Verwandten nach Köln, wo er am 19. Mai 1901 im Alter von 81 Jahren starb.
Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.