Der 1913 entstandene Platz wurde damals nach dem deutschen Adelsgeschlecht der Hohenzollern benannt, das nach der Erhebung Preußens zum Königreich von 1701 bis 1918 die preußischen Könige und ab 1871 bis zum Ende der Monarchie im November 1918 die Deutschen Kaiser stellte.
Die Klasse 9c des Gymnasiums Thomaeum (Schuljahr 2022/2023) beschäftigte sich im Unterricht mit der Geschichte der Hohenzollern und ihrer Rolle für die deutsche Geschichte am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Kritisch sehen nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die historische Forschung das Verhalten der Hohenzollern in der Kolonialpolitik. Durch den Genozid an den Herero und den Nama in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika wurden mehr als 70.000 Menschen ermordet. Dies wird als der erste Völkermord der Geschichte bezeichnet.
Hinzu kam das Wissen der Schülerinnen und Schüler über die umstrittene Rolle Kaiser Wilhelm II. beim Ausbruch des 1. Weltkrieges und seine ablehnende Haltung gegenüber der Weimarer Demokratie sowie die unterstützende Rolle für die Nationalsozialisten durch den Kronprinzen Wilhelm von Preußen.
Vor diesem Hintergrund ist es den Schülerinnen und Schülern wichtig, eine Debatte über die Rolle der Hohenzollern in der deutschen Geschichte anzustoßen. Sie haben daher einen Text verfasst, der hauptsächlich Teile der historischen Rolle der Hohenzollern betrachtet.
Das Adelsgeschlecht wurde nach dem Stammsitz, der Burg Hohenzollern, benannt und sein Ursprung reicht bis in das Jahr 1000 zurück. 1061 wurde der Name Hohenzollern erstmalig in der Chronik eines Mönches des Klosters Reichenau erwähnt.
Unter der Herrschaft der Hohenzollern (1871-1918) wurde Deutschland zwar geeint. Sie sind jedoch aufgrund der eingangs genannten Gründe auch umstritten.
Der Hohenzollernplatz in St. Hubert entstand 1913 und wurde nach dieser Kaiserfamilie benannt.
Der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II., musste nach der Revolution 1918 ins Exil in die Niederlande gehen. Sein Sohn Wilhelm unterstützte die Nationalsozialisten. Dieser rief 1932 zur Wahl Hitlers zum Reichspräsidenten auf und stellte Verbindungen zwischen den Nationalsozialisten auf der einen sowie dem Adel und dem Heer auf der anderen Seite her. Während der Herrschaft des Nationalsozialismus verteidigte er antisemitische Boykotte.
Aus den Informationen des Heimatverein St. Hubert geht hervor, dass das Kriegerdenkmal 1927 von dem Künstler Ferdinand Floßdorf geplant, aber erst 1933 realisiert wurde. Zur Geschichte des Platzes gehört auch, dass er 1939 unter den Nationalsozialisten in Horst-Wessel-Platz umbenannt wurde und seit 1945 wieder Hohenzollernplatz heißt.
Kriegerdenkmäler wie das in St. Hubert sind heute oft umstritten. Auch wenn die Erinnerung an die Schrecken der Kriege weitgehend verblasst ist, bleibt das Erinnern wichtig.
Auszüge aus der Rede des St. Huberter Geistlichen Toni Knippen anlässlich der Gedenkfeier zur Restaurierung des Denkmals auf dem Hohenzollernplatz im Jahre 1996 sollen das heutige Gedenken deutlich machen:
„Die da gefallen sind, waren Verblendete und Verführte, von Verführern ‚Helden‘ genannt. Ich sehe das anders. Ich habe den Krieg hautnah erlebt. Als Feind aller Kriege musste ich den Russlandfeldzug vom ersten bis zum letzten Tag miterleben. Ich durfte manchem Verwundeten helfen, manchen Soldaten ins Grab legen. Viele blieben ohne Grab, viele Gräber wurden später eingeebnet. Mit dem Krieg und dem Kriegsziel der Eroberung war ich nie einverstanden. Der Krieg hat mich zum Kriegsgegner erzogen, hat meinen Widerstand gegen Krieg und Gewalt verstärkt.
So sehe ich in dem Ehrenmal zunächst einen gemeinsamen Grabstein für die auf den Tafeln verzeichneten Bürger aus St. Hubert und auch für die vielen namenlosen Gefallenen und Vermissten der beiden Kriege.
Ich sehe darüber hinaus in dem Gedenkstein eine ständige Mahnung, alles zu tun, dass es nicht mehr zu Kriegen und Feindschaften kommt. Ich denke, in diesem doppelten Zeichen erfüllt sich der Sinn des Ehrenmals.“
Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.