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Otto-Schott-Straße

Gründer des Jenaer Glasimperiums

Seit 1976 gehörte die Kempener Firma Richter Chemie-Technik zur Mainzer Schott Gruppe. Im Frühjahr 1994 wurde das Unternehmen mit 190 Mitarbeitern jedoch an einen amerikanischen Konzern aus "unternehmensstrategischen Überlegungen "veräußert. In der Tat hatte die Firma mit ihrem Produktprogramm: "Hochkorrosionsfeste Pumpen und Armaturen, Mess- und Regelgeräte für die chemische Verfahrenstechnik und artverwandte Bereiche" relativ wenig mit dem eigentlichen Kernprogramm des weltweit renommierten Glasherstellers zu tun. An die frühere Verbindung wird jedoch auch in Zukunft jene Straße im Industriegebiet erinnern, die nach dem Gründer des Jenaer Glasimperiums benannt ist, das seit 1952 seinen Sitz in Mainz hat: Otto Schott.

Dieser wird gerühmt als "Bahnbrecher der modernen Wissenschaft und Technologie des Glases" oder "Schöpfer der modernen, wissenschaftlich fundierten Glastechnik und Glasindustrie". Gemeinsam mit dem Physiker Ernst Abbe sollte Schott die "Jenaer Glasgeschichte" nachhaltig prägen. Dabei kam ihm zugute, dass ihm der Beruf praktisch in die Wiege gelegt wurde, denn viele seiner Vorfahren waren Glasmacher.

Am 17. Dezember 1851 wurde Otto Schott in Witten an der Ruhr geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule Aachen ebenso wie an den Universitäten Würzburg und Leipzig. In Jena promovierte er 1875 zum Doktor der Chemie mit seinen "Beiträge(n) zur Theorie und Praxis der Glasherstellung". In der Tafelglasfabrik seines Vaters begann er mit den ersten Schmelzversuchen, ohne davon zu wissen, dass rund fünfzig Jahre zuvor sich der berühmte Chemiker Wolfgang Döbereiner in Zusammenarbeit mit keinem Geringeren als Goethe in Jena um die Errichtung einer Glasschmelzerei bemüht hatte. Es sollte einige Jahre dauern, bis Schott seine umfangreiche wissenschaftliche Studie beenden konnte. Während dieser Zeit stand er mit dem Jenaer Professor Abbe in regelmäßigem Gedankenaustausch, sowohl schriftlich als auch während zahlreicher gegenseitiger Besuche. 1881 verließ Otto Schott Westfalen, um sich ganz in Thüringen anzusiedeln. Aus dem "Glaschemischen Laboratorium" wuchs sehr schnell ein "Glastechnisches Institut", der Vorläufer des späteren Jenaer Glaswerkes "Schott & Gen.", dessen Gründer und Gesellschafter außer Schott der Professor Abbe und die Brüder Carl und Roderich Zeiss waren.

Zahlreiche Schwierigkeiten hatte Otto Schott zu überwinden, ehe es ihm gelang, die Fertigung von neuem optischen Glas bis zur Produktionsreife zu schaffen. Das war dann grundlegend für die Entwicklung von Fernrohren, Feldstechern, Mikroskopen oder photographischen Objektiven. Auf einem weiteren Gebiet leistete er Pionierarbeit. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Beleuchtung in Europa gerade vom Petroleumlicht auf das Glasglühlicht umgestellt. Doch bei dem sehr viel heißeren "Auer-Glühstrumpf" ging regelmäßig das Glas zu Bruch. Dafür entwickelte Schott das "thermisch-resistente Lampenzylinderglas", das von ungeheurer Wichtigkeit für die Einführung des Gaslichtes war. Unter der Bezeichnung "Jenaer Glas" ist jedem das hitzebeständige Haushaltsglas geläufig, das letztlich auf den Chemiker aus Westfalen zurückzuführen ist.

In Erinnerung an den verstorbenen Partner gründeten die Forscher und Unternehmer bereits 1889 die Carl-Zeiss-Stiftung. Für Otto Schotts insgesamt fünf Kinder bedeutete dies, sie konnten eine leitende Stelle im Unternehmen nicht kraft ihrer Geburt, sondern nur dank persönlicher Eignung und fachlicher Qualifikation bekommen.

Noch zu seinen Lebzeiten übertrug Otto Schott 1919 seine Gesellschaftsanteile an dem Unternehmen auf die Stiftung und war während der nächsten 8 Jahre lediglich als "beamteter Geschäftsführer" in dem Glaswerk tätig. Als er mit 75 Jahren ausschied, bestimmte die Stiftung seinen Sohn, den Chemiker und Physiker Dr. Erich Schott, zu seinem Nachfolger.

Drei Jahre nach ihrer Gründung ernannte die Deutsche Glastechnische Gesellschaft im November 1925 Schott zu ihrem ersten Ehrenmitglied und würdigte ihn als "Begründer der neuzeitlichen Glastechnik". Denn er habe die "Abhängigkeit der physikalischen Eigenschaften des Glases von der chemischen Zusammensetzung" her systematisch erforscht und dadurch die Neuentwicklungen erst möglich gemacht. 1992 bestimmt die Astronomische Gesellschaft bei ihrer Tagung in Jena - mehr als ein halbes Jahrhundert nach Schotts Tod am 27. August 1935 - die Namen zweier "neuer Asteroiden". Schon 1916 war ein Kleinplanet als "Zeissia" bezeichnet worden. Künftig heißen zwei weitere "Abbe" und "Schott". Das "himmlische Dreigestirn" kann allerdings nur über astronomische Teleskope gesehen werden, zu deren Entwicklung die drei Männer jedoch wichtige Grundlagen geschaffen haben.

Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.

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