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Schlagermannstraße

Theo Schlagermann: Aufrechter Demokrat und Widerstandskämpfer

Kurz vor dem Ortsausgang Kempen in Richtung Oedt steht das Haus, in dem Theo Schlagermann die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat und das heute noch von seiner einzigen Tochter und ihrer Familie bewohnt wird. An den aufrechten Sozialdemokraten und Widerstandskämpfer soll künftig eine Straße in Kamperlings erinnern.

Als Sohn eines Briefträgers kam Theo am 14. Dezember 1899 in St. Hubert zur Welt, wo er auch die Volksschule besuchte. Nach dem frühen Tod seines Vaters heiratete die Mutter erneut. Mit großem Stolz konnte sie 1914 das sehr gute Abgangszeugnis ihres Ältesten in Empfang nehmen.

In Hüls begann der begabte Junge mit einer vierjährigen Lehre als Schriftsetzer und Buchdrucker. Dann unterbrach der Erste Weltkrieg zunächst alle seine Pläne, denn 1917 wurde er zum Heeresdienst eingezogen. Nach Beendigung des Krieges konnte er bei seinem früheren Lehrherren als Gehilfe arbeiten. Das Leben schien sich langsam zu normalisieren. Er konnte auch an eine Familiengründung denken. Am 5. April 1924 heiratete er die Kempenerin Rosa Keysers. Gemeinsam zog das junge Paar in das Elternhaus der Ehefrau an der Oedter Straße. Dort kam auch im Oktober des darauffolgenden Jahres ihr einziges Kind Hildegard zu Welt.

Beruflich konnte Schlagermann in Kempen Fuß fassen und als Buchdrucker bei der Druckerei Wefers mehrere Jahre tätig sein. In dieser Zeit begann er, sich auch politisch zu engagieren. 1928 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei. Schon einige Jahre später wurde er zum Vorsitzenden der Ortsgruppe Kempen gewählt und sollte eigentlich Stadtverordneter werden. Dazu kam es jedoch nicht mehr, nachdem 1933 die Nazis die Macht ergriffen und schon bald die SPD zerschlagen hatten; sie war damit eine "illegale" Organisation. Der Partei wurde fortan jede Möglichkeit eines gesetzmäßigen Wiederaufbaues und einer parlamentarischen Betätigung genommen. Ihre Mitglieder waren erheblichem Druck ausgesetzt, viele flohen, andere kamen ins KZ, etliche mussten sich verstecken.

Theo Schlagermann verlor aufgrund seiner politischen Einstellung auch seine Arbeitsstelle. Offenbar war er für seine Vorgesetzten nicht mehr "haltbar". Wie viele andere Menschen auch, musste er sich und seine Familie durch allerlei Nebentätigkeiten "über Wasser halten". Doch er setzte seine politischen Aktivitäten im Untergrund fort. Denn es galt, die Bevölkerung aufzuklären, zumindest durch die Verbreitung der illegalen SPD-Zeitung "Sozialistische Aktion". Die rief zum Kampf gegen die nationalsozialistische Diktatur auf, zum Sturz der Regierung. Wegen Verbreitung "staatsfeindlicher Druckschriften" stand Theo Schlagermann gemeinsam mit Parteifreunden aus Krefeld und Moers schließlich vor Gericht. Eineinhalb Jahre, so lange der Prozess dauerte, saß er in Duisburg im Gefängnis. Es folgten weitere zweieinhalb Jahre im Zuchthaus Lüttringhausen, bevor er im Juni 1939 nach Kempen zurückkehren konnte. Er arbeitete zunächst bei einer Krefelder Firma und begann, nachdem diese durch Bomben zerstört wurde, eine Tätigkeit bei der Thomasdruckerei, bis zu seiner Pensionierung. Nach dem Krieg war er es, der in Kempen die Sozialdemokratische Partei neu aufbaute; er vertrat die SPD in Kreistag und Stadtrat, zeitweise als Fraktionsvorsitzender. Außerdem war er als engagiertes Gewerkschaftsmitglied Obmann der IG Druck und Papier.

Nach einem tragischen Unfall und anschließender Krankheit starb Theo Schlagermann am 12. Juni 1966, sechs Jahre nach dem Tod seiner Frau.

Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.

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