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Terwelpstraße

Wichtiger Kempener Historiker

Im Jahre 1894 erschien anlässlich der 600-Jahr-Feier Kempens die erste Stadtgeschichte. Herausgegeben hatte sie der Historiker Dr. Gerhard Terwelp. In seinem Festbuch beschrieb er die Anfänge des Landes Kempen bis zur Bildung von Amt und Stadt Kempen. Er stellte die Stadtverfassung samt städtischer Einrichtungen dar, schilderte die Geschichte der Pfarre und erinnerte an zahlreiche Persönlichkeiten, die aus Kempen stammten. Entstanden war dieser erste Band innerhalb nur eines Jahres. Mit dem Folgebuch ließ er sich fast zwanzig Jahre Zeit, es erschien 1914. Darin behandelte Terwelp die Kempener Schulen und die kurkölnische Amtsverwaltung. Aufgelistet sind darin die Amtmänner, Beamten, Gerichts- und Stadtschreiber. Der dritte Band schließlich kam erst sieben Jahre nach seinem Tod heraus. Geschrieben hat ihn Peter Anton Klöckner, der auf Terwelps Aufzeichnungen zurückgreifen konnte. Das Buch behandelt die Baugeschichte des Rathauses, die Beginenhöfe, Kloster und Schloß.

Am 8. Februar 1843 kam Gerhard Terwelp in Wissel, Kreis Kleve, zur Welt. Mit seinem Zeitgenossen Arnold Janssen, dem Gründer der Steyler Mission, verbanden ihn eine ähnliche Ausbildung und Werdegang: Terwelp verbrachte seine Gymnasialzeit am Collegium Augustinianum in Gaesdonck und studierte danach Theologie (und Philologie) in Münster. Auch er wurde in dieser Stadt 1867 zum Priester geweiht. Doch er setzte seine Studien fort, promovierte 1873 zum Doktor der Philosophie und legte ein Jahr darauf seine Staatsprüfung ab. Der Lehrer für Religion, alte Sprachen und Geschichte unterrichtete zunächst an Gymnasien in Neuß und Andernach, bevor er 1890 an das Kempener Thomaeum kam.

Gerhard Terwelp hat seine Freizeit stets mit historischen Forschungen, insbesondere der jeweiligen Ortsgeschichte, verbracht. Schon 1877 war sein Erstlingswerk über die Entwicklung seiner Geburtsstadt erschienen: "Geschichtliche Nachrichten über Wissel im Kreis Cleve". Es folgten Bücher über die Stadt Andernach und ein dortiges Kloster. Doch als seine eigentliche historiographische Leistung gilt das dreibändige Werk "Die Stadt Kempen im Rheinland", in dem er zahlreiche Daten und Informationen gesammelt hat. Sorgfältig hatte er das Material dafür aus Urkunden und Akten des Stadtarchivs sowie den Arbeiten anderer Geschichtsforscher zusammengetragen.

Während seiner 18jährigen Tätigkeit als Lehrer des Thomaeums gab er u.a. noch eine dreibändige Geschichte des Gymnasiums sowie eine Pfarrgeschichte heraus. Von seinem religiösen Schrifttum gelten die "Reden und Briefe der Apostel mit Einschluss der Apokalypse in deutscher Nachbildung" als bemerkenswert, die im Jahre 1912 in zweiter Auflage erschienen. Trotz seiner umfangreichen Lehr-, Forschungs- und schriftstellerischen Tätigkeit fand er noch die Zeit, zusammen mit einigen Heimatfreunden 1889 den Kunst- und Altertumsverein "zur Förderung des öffentlichen Interesses an der Ortsgeschichte" zu gründen. Seine "verdienstvolle Lebensarbeit" - so schrieb der damalige Stadtarchivar Jakob Hermes in seinem Buch "Das alte Kempen" "krönte die königliche Regierung mit der Verleihung des Roten Adlerordens vierter Klasse".

Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 1908 beschäftigte sich Terwelp intensiv mit heimatgeschichtlichen Belangen, schrieb zahlreiche Aufsätze zu dieser Thematik und kümmerte sich um den Geschichtsverein, bis er kurz vor seinem 73. Geburtstag am 3. Januar 1916 in Kempen starb.

Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.

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