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Keßlerstraße

Berühmter Porträtmaler und Erfinder

Im Neubaugebiet am Krefelder Weg sind durch die Straßennamen nicht nur Goldschmiede "verewigt", sondern auch etliche Maler. Zwar haben sie nicht - wie die in der Stadt ansässigen Kunsthandwerker - hier direkt gewirkt, doch mit ihren Gemälden prominente Kempener im Bild festgehalten. Einer von ihnen - Franz Keßler oder Kesseler - wurde international so bekannt, dass er in das "Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart" aufgenommen wurde. In diesem Standardwerk von Thieme-Becker, das Auskunft gibt über unzählige Künstler aus aller Welt, wird Keßler als "Bildnismaler und Erfinder" bezeichnet.

Geboren 1580 im Städtchen Wetzlar führte ihn sein Weg nach Köln, wo selbst er als Schüler des Geldorp Gortzius die Malerei erlernte. Überliefert ist, dass er 1615 in die Kölner Malerzunft eintrat. Mit seinen 35 Jahren gehörte er damit keineswegs zu den Jüngsten. Zu Beginn der Zwanziger Jahre war er viel auf Reisen und tauchte erst 1624 wieder in Köln auf. Anhand der Daten auf seinen Bildern blieb und arbeitete er dort noch einige Jahre. Dann musste er die Stadt verlassen - der Religion wegen. Keßler war nämlich Angehöriger der neuen Lehre. Wegen seines reformierten Bekenntnisses fiel er nicht nur dem Erzbischof negativ auf, sondern auch dem - streng katholischen - Kölner Rat. Als Konsequenz zog Franz Keßler in den Osten. Sein Weg führte ihm um 1635 nach Danzig. Der dortige Stadtrat erlaubte ihm - sehr zum Ärger der dortigen Malerzunft sich als "Freimeister", als freischaffender Künstler also, in der Stadt niederzulassen. Doch allzu lange konnte er der großen Kunst hervorragender Porträtmalerei nicht mehr dienen, denn er erblindete später. Fünfzehn Jahre waren ihm in der ostpreußischen Stadt noch vergönnt, bevor er 1650 in Danzig starb.

Von seiner Hand stammen "einige meisterliche Bildnisse", die heute noch in Museen in Berlin, Köln, Budapest oder auch im englischen Petworth zu sehen sind. Für Kempen besonders interessant: Franz Keßler hat nicht nur den einheimischen Geschichtsschreiber Aegidius Gelenius, sondern auch mehrfach den größten Sohn der Stadt " Thomas " im Bild festgehalten. In der Propsteikirche hängt ein großes Ölbild, das den vor einem Altar knieenden Thomas à Kempis zeigt; ein anderes Gemälde mit Thomas - in offener Landschaft, vor dem Hintergrund Zwolle, sitzend - ist im Sakral-Museum zu sehen. Ein drittes Gemälde von "Thomas" ist inzwischen verschollen.

Doch Keßler hat sich offensichtlich nicht nur als Maler gesehen. Wie sein großes Vorbild Leonardo da Vinci trat er mehrfach als Erfinder in Erscheinung. Bereits im Jahre 1616 hatte "Frantz Kessler, Conterfeyer von Wetzlar" ein Buch über "Secreta oder verborgene geheime Künste" verfasst, das auch - versehen mit entsprechenden Bildern - gedruckt worden war. So spricht er darin schon von einer Erfindung, "sich ohne Gespräch und Gehör über Wasser und Land hinweg mit einer zweiten Person zu verständigen"; er hat das Telefon oder Telefax also schon prophezeit. Schon vor 1637 erschienen zwei von insgesamt fünf Bänden eines Werkes über die "Gnomonica" (die Lehre von den Sonnenuhren). Ferner entwickelte er - ein früher Ökologe oder Ökonom - feuersichere und sparsam brennende Öfen. Als seine Haupterfindung gilt jedoch ein "Motum perpetuum". Damit sollte auch auf stehendem Gewässer - beispielsweise einem Teich - eine Wassermühle betrieben werden können. Als 70-jähriger hatte er den Danziger Stadtvätern diese Erfindung angeboten, die auch tatsächlich ihren Wasserbaumeister damit beauftragten, die dazu nötigen Instrumente anzufertigen.

Hier finden Sie ein Luftbild des GeoPortals der Stadt Kempen.

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